Richard Perrey

Richard Perrey wird am 6. Juni 1866 in eine Kaufmannsfamilie in Stettin hineingeboren.1 Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in seiner Heimatstadt studiert Perrey das Baufach an den Technischen Hochschulen in München und Berlin, wo er 1893 die erste Staatsprüfung für Hochbau mit Auszeichnung besteht und die Von König Friedrich Wilhelm IV. gestiftete silberne Medaille erhält. Die weitere praktische Ausbildung absolviert der Regierungsbauführer Perrey bei der Stadt Stettin, die Verwaltungsausbildung bei der Kreisbauinspektion sowie beim Regierungspräsidenten in Stettin.

Nach bestandener zweiter Staatsprüfung und Ernennung zum Regierungsbaumeister 1898 wird Perrey eine Beschäftigung im preußischen Ministerium der öffentlichen Bauten in Berlin angeboten. Perrey entscheidet sich jedoch für die Stelle des Stadtbaumeisters in Stettin, die er bis 1. Oktober 1900 innehat. Zu diesem Termin wechselt er als Stadtbauinspektor nach Breslau.

Am 1. Mai 1902 tritt Perrey mit dem Titel eines Stadtbaurats das Amt des Leiters des Mannheimer Städtischen Hochbauamts an. Er ist zu dieser Zeit bereits verheiratet mit der Stettinerin Hildegard geb. Müller (1875-1953) und bringt die in Breslau geborene älteste Tochter Hertha mit. Bis 1906 folgen vier weiter Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter.

Die erste Herausforderung für den neuen Stadtbaurat besteht in der Reorganisation des in den Jahren von Mannheims Aufstieg zur Großstadt stark angewachsenen Hochbauamts mit seinen über 100 Beschäftigten. Bereits im Juni 1906 legt Perrey einen Organisationsplan vor, der sich an preußischen Vorbildern orientiert und im April 1903 in Kraft gesetzt wird.

Zunächst sind einige noch von seinem Vorgänger begonnene Bauten fertigzustellen, aber bereits in den ersten Jahren seiner Mannheimer Amtszeit beschäftigen Perrey umfangreiche Schulhausplanungen – eine öffentliche Bauaufgabe, die angesichts der wachsenden Stadtbevölkerung in den Folgejahren breiten Raum einnimmt.² Dabei legt Perrey Wert auf monumentale Gestaltung der Baukörper und der Fassaden. Neben der Anknüpfung an die regionale Bautradition und der Verwendung von Naturstein bringt Perrey auch norddeutsche Baustoffe wie roten und gelben Klinker in seine Planungen ein. Stilistisch zitiert er Formen der deutschen Renaissance und des Barock, die er mit Ornamentalkunst der Zeit um 1900 verbindet. Bautechnisch und funktional sind seine Bauten gleichwohl durchaus modern und auf der Höhe der Zeit.

Richard Perrey ist während seiner Amtszeit bis 1918 an allen Planungen des Hochbauamts beteiligt. Oft stammen die ersten Entwürfe von seiner Hand. Dabei reicht die Palette von Schulen über Verwaltungs-, Gewerbe- und Sozialbauten sowie Gebäuden für Kultureinrichtungen bis zu Kiosken und Toilettenhäuschen.

Die Machtfülle, aber auch die Selbstherrlichkeit des Hochbauamtschefs


1 Vgl. hierzu und zum Folgenden den masch.schr. Lebenslauf in: StadtA MA, NL Richard Perrey, Zug. 43/1981, Nr. 24.Vgl. auch Michael Ruland: Gustav Uhlmann, Richard Perrey und das städtische Hochbauamt 1888-1918. In: Jugendstil – Architektur um 1900 in Mannheim (Katalog zur Ausstellung der BAKOLA in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und der Kunsthalle Mannheim 17.9.-3.11.1985). Mannheim 1985, S. 121-142 sowie Volker Keller: Richard Perrey in Mannheim (Reihe Archivbilder). Erfurt 2005, S. 10-13
² Eine Aufstellung der von Richard Perrey geplanten Bauten in Mannheim findet sich bei Volker Keller: Richard Perrey in Mannheim (Reihe Archivbilder). Erfurt 2005, S. 92-94.

Wir helfen ihnen gerne weiter

Unsere Mitarbeiter sind Mo - Do: 08:00 - 15:30 Uhr & Fr: 08:00 - 14:30 Uhr für Sie da!