Daniel Krebs

Daniel Krebs wird am 31. August 1827 in Mannheim als zweiter Sohn des Bierbrauermeisters Johann Peter Krebs (um 1792-1871) und dessen Ehefrau Judith geb. Hackmann (um 1802-1867) geboren.1 Während für den Vater als Konfession „evangelisch-protestantisch“ angegeben ist, ist die Mutter Mennonitin. Die insgesamt sechs Kinder des Ehepaars werden sämtlich evangelisch-protestantisch getauft. Der ältere Bruder Johann Daniel (* 28.7.1825) stirbt nach nur fünf Tagen im Kindbett. Auch ein weiterer Sohn (Johann Wilhelm, * 14.6.1832) und eine Tochter (Maria Berenike Josepha, * 19.3.1836) überleben ihr erstes Jahr nicht. Eine jüngere Schwester Daniels, Elisabeth Barbara Judith (* 4.12.1828, † 4.9.1873), heiratet im Dezember 1860 den Schieferdeckermeister Peter Pohl (1830-1890).2 Eine weitere Schwester, Barbara Eleonore (* 10.12.1830), bleibt unverheiratet und stirbt bereits 31-jährig († 9.10.1862).

Daniel Krebs studiert in Freiburg, Karlsruhe und Paris Mathematik.3 Von dort kommend gehört er zu den Freiheitskämpfern, die sich im Frühjahr 1848 im Elsass sammeln, um im April den Revolutionszug Friedrich Heckers im südlichen Baden zu unterstützen. Bereits Anfang April 1848 soll Krebs auf einer Volksversammlung in Achern zum Sturz der Monarchie aufgerufen und die Errichtung einer Republik gefordert haben.4 Wenig später schließt er sich in Straßburg der „Deutschen Demokratischen Legion“ von Friedrich Herwegh an, die plant, sich mit Friedrich Heckers Revolutionstruppe im Schwarzwald zu vereinigen. Mit 650 Männern überschreitet die „Legion“ am 23. April 1848 den Rhein. Die Revolutionäre um Hecker, Struve und Sigel unterliegen freilich bereits am 20. April den Truppen des Deutschen Bunds (badische und hessische Soldaten unter Befehl von General Friedrich von Gagern) bei Kandern und haben sich über die Grenze in die Schweiz abgesetzt, als Herweghs „Legion“ mit Krebs am 26. April in Zell im Wiesental einzieht. Am folgenden Tag kommt es bei Dossenbach zu einem Gefecht mit württembergischen Bundestruppen, das diese klar für sich entscheiden. Unter den über 300 Gefangenen befindet sich auch Daniel Krebs.

Wegen der Beteiligung an dem gescheiterten Aufstand sitzt Krebs für rund ein Jahr in Untersuchungshaft im Bruchsaler Gefängnis. Erst Anfang Mai 1849 kommt es zur Verhandlung vor dem Freiburger Geschworenengericht. Der Prozess endet mit einem Freispruch für Krebs. Inzwischen hat sich die revolutionäre Situation erneut zugespitzt: Nach der Flucht des badischen Großherzogs Leopold konstituiert sich in Karlsruhe eine provisorische demokratische Regierung für Baden unter Lorenz Brentano. Daniel Krebs stellt sich dieser unverzüglich zur Verfügung und wird als „Zivilkommissär“ für Weinheim, Schriesheim und den Odenwald eingesetzt. Als jedoch Bundestruppen unter Führung des preußischen Prinzen Wilhelm in Baden einmarschieren, müssen sich die badischen Revolutionäre nach Süden zurückziehen. Krebs fungiert noch einmal Ende Juni 1849 als „Zivilkommissär“ in Offenburg. Nach der endgültigen Niederlage sehen sich die führenden Männer des badischen Aufstands zur Flucht ins Ausland gezwungen. Mit vielen anderen gelangt Krebs in die Schweiz. Am 25. Mai 1850 wird er in Abwesenheit zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die folgenden Jahre verbringt Daniel Krebs im Exil, hauptsächlich in der Schweiz, wo er u.a. in Genf als Hauslehrer tätig ist.5 Nachdem der neue badische Großherzog Friedrich I. 1857 eine Amnestie für minder schwer Bestrafte verkündete, wird 1860 einem Gnadengesuch von Daniel Krebsʼ Vater stattgegeben: Sein Sohn kann nach Mannheim zurückkehren, wo er als Lehrer eine Anstellung findet. Am 10. September 1862 wird er dort als Bürger aufgenommen.6 Auf dem Familienbogen und 1863 im Adressbuch als „Lehrer“ ausgewiesen, betreibt er gemeinsam mit Raphael Löwenthal eine Erziehungsanstalt für Knaben in H 7, 7 (wo Krebs bis 1864 auch wohnt). 1864 wird Krebs erstmals als „Professor und Institutsvorstand“ bezeichnet.7 Seit 1865 wohnt Krebs in J 4, 15 und hat sich mit seinem Knabeninstitut dort selbstständig gemacht.

1863 gehört Krebs zu den Gründern des „Demokratischen Volksvereins“ in Mannheim und vertritt die „Demokraten“ 1873/74 in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung (Landtag).8 Eine erneute Kandidatur für die „Demokraten“ im Jahr 1891 bleibt erfolglos: Inzwischen sind die „Sozialdemokraten“ in Mannheim stärkste Partei.9

Am 18. Juni 1864 heiratet Daniel Krebs Marianne Amalie Auguste Roes (* 2.3.1835 in Mannheim, † 29.4.1901), mit der er zwei Kinder hat: Robert Adolf Valentin (* 8.6.1865) und Catharina Judith (* 10.9.1866).10

1874 erwirbt Krebs in Littenweiler bei Freiburg i.Br. das ehemalige Bad, wo er eine Knabenerziehungsanstalt aufbaut.11 Am 8. April 1875 zieht die Familie dorthin. Nach der Rückkehr nach Mannheim im April/Mai 1879 gründet Krebs dort ein Privatlehrinstitut für Knaben ab zehn Jahren in A 2, 7, das seit 1883 in K 4, 7 ½ angesiedelt ist (bis 1890), wo Krebs seither auch wohnt.12

Daniel Krebs, der sich zuletzt aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat,13 verstirbt am 17. Juli 1901 in Mannheim.


1 Vgl. StadtA Mannheim, Familienbogen Johann Peter Krebs. Die Geburtsjahre des Elternpaars sind erschlossen aus den Angaben ihres Alters im Jahr 1825. Im Familienbogen auch die weiteren Angaben zu den Geschwistern im Folgenden. Welche Wirtschaft der Vater geführt hat, lässt sich den Adressbüchern nicht entnehmen. Das Haus in M 3, 9 gehörte Johann Peter Krebs laut Adressbüchern bis 1842; danach sind wechselnde Adressen in Häusern (wohl zur Miete) verzeichnet: Q 4, 9 ½ (1843, hier als Weinwirt), R 4, 11 (1844-1846 u. 1851/52 als Weinwirt), Q 4, 11 (1847-1850), T 4, 21 (1854), T 2, 9 (1856/57), F 5, 11 (1858). 1859 wird Krebs erstmals als „früher Wirt“ genannt und wohnt nun in U 1, 4 (bis 1861), dann in Z 8, 9 (an der Straße nach Heidelberg in den Schwetzinger Gärten, 1862), G 7, 5 (1863/64), T 2, 9 (1866/67). 1867 zieht er in das Haus des Sohns Daniel in J 4, 15.
2 Zum Todesdatum der Frau sowie den Lebensdaten von Peter Pohl vgl. StadtA Mannheim, Familienbogen Peter Pohl.
3 Vgl. Hans-Joachim Hirsch: Krebs, Daniel, Lehrer. In: Der Rhein-Neckar-Raum und die Revolution von 1848/49. Revolutionäre und ihre Gegenspieler. Hg. v. Arbeitskreis der Archive im Rhein-Neckar-Dreieck. Ubstadt-Weiher 1998, S. 217 f. Hier auch zum Folgenden.
4 So die spätere Anklageschrift. Vgl. ebd. S. 217.
5 Vgl. Becht, Hans-Peter: Badische Parlamentarier 1867-1874. Historische Photographien und biographisches Handbuch. Düsseldorf 1995, S. 241. Zeitweise lebt Krebs auch als Hauslehrer in Bukarest.
6 Vgl. StadtA Mannheim, Familienbogen Daniel Krebs.
7 Vgl. Adressbuch Mannheim 1864.
8 Krebs wurde in der 2. Klasse in Mannheim gewählt, vgl. Roth, Adolf/Thorbecke, Paul (Hg.): Die badischen Landstände, insbesondere die Zweite Kammer. Landtagshandbuch. Karlsruhe 1907.
9 Krebs scheiterte als Kandidat der „Demokraten“ in der 3. Klasse; gewählt wurde August Dreesbach (SPD), vgl. Roth, Adolf/Thorbecke, Paul (Hg.): Die badischen Landstände, insbesondere die Zweite Kammer. Landtagshandbuch. Karlsruhe 1907.
10 Vgl. StadtA Mannheim, Familienbogen Daniel Krebs. Im zweiten Familienbogen aus der Zeit nach 1890 ist für die Tochter nur der Name Catharina verzeichnet, auf der Meldekarte aus der Zeit seit 1900 Juna.
11 Vgl. Becht, Hans-Peter: Badische Parlamentarier 1867-1874. Historische Photographien und biographisches Handbuch. Düsseldorf 1995, S. 241.
12 Vgl. StadtA Mannheim, Familienbogen Daniel Krebs. Der Umzug nach K 4, 7 ½ lässt sich nicht genau datieren, da er auf dem Familienbogen nicht dokumentiert ist und das Adressbuch von 1882 fehlt. Das Krebs’sche Institut in K 4, 7 ½ erscheint erstmals im Adressbuch 1883 (bis 1890).
13 Vgl. Chronik der Stadt Mannheim, Jg. 2 (1901).

Abbildungen

Erinnerungskarte an die revolutionären Ereignisse des April 1848 in Südbaden, an denen auch Daniel Krebs beteiligt war.

Daniel Krebs, 1870er Jahre.

Straßenfront in J 4, wo Krebs seit 1865 im Haus Nr. 15 (Markierung) wohnte und bis 1874 sein „Knabeninstitut“ betrieb.

Institut Krebs, A 2, 7 (später in K 4, 9 ½), um 1880.

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