Max Adolf Elsässer
Max Adolf Elsässer wird am 15. April 1887 im damals noch selbstständigen Neckarau als dritter Sohn des aus Württemberg stammenden Zivilingenieurs Georg Rudolf Elsässer und dessen Ehefrau Julia Hermine geb. Trefzer geboren.1 1905 legt Adolf Elsässer die Reifeprüfung am Gymnasium in Mannheim ab und beginnt im Wintersemester 1905/06 ein Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, das er im Wintersemester 1909/10 mit der Diplomprüfung abschließt. Von März bis September 1910 findet er eine erste Beschäftigung als Projektingenieur bei der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft in Mannheim, wo er mit der Planung einer Nebenstrecke von Mannheim nach Schriesheim für eine elektrische Bahn befasst ist.2
Von Oktober 1910 bis September 1911 leistet Elsässer den Militärdienst als Einjährig Freiwilliger beim 2. Badischen Grenadier-Regiment Nr. 110 in Mannheim ab.
Im Anschluss ist Elsässer bei der Rhein-Haardtbahn-Gesellschaft in Mannheim mit Projektierung und Bauleitung der elektrifizierten Strecke Oggersheim-Bad Dürkheim befasst. Von Mai bis August 1914 folgt ein kurzes Intermezzo bei der Rheinischen Elektrizitätsgesellschaft AG in Mannheim.
Am 9. Juni 1914 heiratet Elsässer Ottilie Karoline Wüst (1888-1945), Tochter eines Bankdirektors,3 mit der er eine Tochter und drei Söhne hat. Am 8. März 1919 tritt Elsässer mit seiner Familie aus der Kirche aus und schließt sich der Freireligiösen Gemeinde an. Nach dem Tod der ersten Ehefrau verheiratet sich Elsässer 1947 mit Margarita Siegerist verw. Sommer (1894-1985).4
Von Beginn im August 1914 bis November 1918 nimmt Elsässer als Infanterie-Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Für seinen Einsatz an der Front erhält er mehrere Auszeichnungen (Eisernes Kreuz beider Klassen sowie Orden vom Zähringer Löwen 2. Klasse) sowie das Verwundeten-Abzeichen.
Am 1. Oktober 1919 tritt Elsässer in städtische Dienste beim Tiefbauamt, Abteilung Wasserbau. 1924 wird der junge Diplom-Ingenieur zum Leiter der Abteilung Straßenbau mit dem Titel eines Stadtbaurats ernannt. Nur ein Jahr später wird ihm als Stadtoberbaurat die Stellvertretung des Amtsvorstands übertragen. 1926 übernimmt Elsässer schließlich die Leitung des Tiefbauamts als Oberbaudirektor und Beigeordneter.
In den folgenden Jahren erfolgt unter seiner Amtsführung die Modernisierung des städtischen Kanalnetzes, neue Industrie- und Baugebiete werden erschlossen. An Planung und Bauausführung der Einmündung des Neckarkanals in den Neckar bei Feudenheim ist Elsässer führend beteiligt. Im Südwestdeutschen Kanalverein ist er ein geschätztes Mitglied. Wichtige Projekte der Jahre 1925/26 sind die Friedrich-Ebert-Brücke über den Neckar und der Flugplatz Mannheim-Neuostheim sowie 1927 das Strandbad am Rhein.
Von Beginn an ist Elsässer mit den Planungen von so genannten Autostraßen (den späteren Autobahnen) im Rhein-Neckar-Raum befasst. Bereits 1925 beginnt er mit Versuchen zu verschiedenen neuartigen Straßenbelägen (Beton, Walzasphalt). 1926 arbeitet er für die Nordbadische Autostraßen Gesellschaft einen Entwurf für eine Autostraße Mannheim – Heidelberg aus, deren Realisierung aber scheitert, da ein Reichsgesetz die Erhebung von Benutzungsgebühren verbietet, die zur Finanzierung des Projekts notwendig wären. Zur selben Zeit legt der Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel (Abkürzung Hafraba, 1928 umbenannt in Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel) erste Vorschläge zu der Streckenführung der Autostraße vor. Für die Verbindung mit der geplanten Autostraße Mannheim-Heidelberg legt Elsässer detaillierte Pläne vor, die u.a. eine elegante Lösung für die Einmündung bei Seckenheim („Seckenheimer Dreieck“) beinhalten. Dieser Planung folgt später der Bau der Reichsautobahn, wobei das „Seckenheimer Dreieck“ auch anderenorts zur Ausführung kommt.
Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Elsässer am 15. März 1933 beurlaubt; das Betreten der Amtsräume wird ihm untersagt, sein dienstliches Telefon aus der Wohnung entfernt. Zunächst ist seine Entlassung nach § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (GWBB, „Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden.“) beabsichtigt. Unausgesprochener Vorwurf ist seine Zugehörigkeit zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, einem politischen Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik, dem er seit 1924 angehört, sowie zur Deutschen Staatspartei (bis 1930 Deutsche Demokratische Partei, Mitgliedschaft seit 1919). In mehreren Schreiben widerspricht Elsässer seiner geplanten Entlassung. Beim Reichsbanner habe er keine „führende Rolle“ gespielt. Vielmehr sei er der Organisation als Frontkämpfer im Weltkrieg mit dem Bestreben beigetreten, Klassengegensätze zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum zu überwinden. Auch bei der Staatspartei (DDP) sei er „nicht nach außen aufgetreten“. Elsässer bekundet seine Bereitschaft zur Mitarbeit „am Aufbau des Vaterlands“, er fühle sich auch „innerlich mit den großen nationalen Zielen der Reichsregierung durchaus verbunden“5. Daraufhin wird er mit Beschluss vom 23.9.1933 gemäß § 6 GWBB „zur Vereinfachung der Verwaltung“ zum 1.4.1934 in den Ruhestand versetzt.
Zwischen 1941 und 1945 ist Elsässer in München bei einem Ingenieurbüro tätig und hauptsächlich mit der Planung von Wasserkraftwerken beschäftigt. Noch 1945 wird er von Oberbürgermeister Josef Braun zur Leitung des Tiefbauamts nach Mannheim zurückberufen. Im Spätjahr 1945 gehört Elsässer zu den Gründern der CDU in Mannheim.6
Seit 1949 Stadtdirektor und Referent für Tiefbauwesen ist Elsässer zuständig für Trümmerbeseitigung und -verwertung (Gründung der Gemeinnützigen Gesellschaft für Trümmerbeseitigung und -verwertung m.b.H.), den Wiederaufbau der Brücken über Rhein und Neckar sowie die Erstellung des Autohofs (Gründung der Autohof Mannheim GmbH).
Auf Bitte des Oberbürgermeisters bleibt Elsässer über seinen 65. Geburtstag hinaus im Amt und übernimmt 1954 sogar kommissarisch noch die Abteilungen Stadtplanung, Hochbau und Gartenbau. Zuletzt ist er noch mit Planungen zur neuen Rheinbrücke und sowie zur Sanierung des Innenstadtverkehrs befasst. Zum 30. September 1955 geht Elsässer in den Ruhestand.
Bereits von 1919 bis 1933 und wieder nach 1945 gehört Elsässer dem Architekten- und Ingenieur-Verein Mannheim sowie der Ortsgruppe Mannheim der Deutschen Gesellschaft für Bau(ingenieur)wesen an, z. T. als Vorstandsmitglied. 1950 wird Elsässer anlässlich der 125-Jahr-Feier der TH Karlsruhe zum Ehrensenator der Hochschule ernannt. Bereits seit den 1920er Jahren ist er bei der Harmonie-Gesellschaft aktiv, wird nach 1945 Vorstandsmitglied und zuletzt 1956-1961 Vorsitzender. Außerdem pflegt er Mitgliedschaften bei der Männergesellschaft „Räuberhöhle“ und dem Altherrenverband des Karl-Friedrich-Gymnasiums.
Elsässer stirbt am 17. Januar 1962 in Mannheim.
1 Vgl. MARCHIVUM, Familienbogen Rudolf Elsässer sowie Geburtsurkunde Max Adolf Elsässer.
2 Vgl. hierzu und zum Folgenden MARCHIVUM, Nachlass Adolf Elsässer, Zug. 46/1969, Nr. 1 sowie MARCHIVUM, Zeitgeschichtliche Sammlung, S 1/162.
3 Vgl. MARCHIVUM, Heiratsurkunde.
4 Vgl. MARCHIVUM, Meldekarte Adolf Elsässer.
5 Vgl. Schreiben vom 3.4.1933, Erklärung vom 20.5.1933 sowie Schreiben vom 30.7.1933 und 4.7.1933 in MARCHIVUM, Nachlass Adolf Elsässer, Zug. 46/1969, Nr. 1.
6 Vgl. MARCHIVUM, Stadtarchiv, Zug. 22/1983, Nr. 401 u. Irek, Joachim: Mannheim in den Jahren 1945-1949. Darstellung u. Dokumente. 2 Bde. (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim, Bd. 9 u. 10). Stuttgart u.a. 1983, Bd. 1, S. 120 u. 148; Bd. 2, S. 98.