Hans Schüler

Hans Schüler wird am 18. November 1897 in Berlin als Sohn des Königlichen Hof-Kammer-Sekretärs und zeitweiligen Dezernenten für die preußischen Hoftheater Wilhelm Hermann Emil Carl Schüler und dessen Ehefrau Johanna Ottilie Gustava geb. Schenke geboren.1 Infolge des Ersten Weltkriegs beendet Schüler seine Schulzeit 1914 mit einem Notabitur.

Anfang Juni 1916 tritt Schüler in das Füsilier-Regiment 35 ein und wird bis 1917 zum Leutnant befördert. Für seinen Kriegseinsatz erhält er im selben Jahr das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Wenig später gerät er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst Anfang 1920 entlassen wird.

Nach Hause zurück nimmt er in Berlin ein Studium der Philosophie, Literatur, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft auf, das er 1922 mit der Promotion an der philosophischen Fakultät der Universität Würzburg abschließt. Es folgen Jahre der Regieassistenz in Berlin und New York. 1924 erhält Schüler die Stelle eines Oberregisseurs am Stadttheater Erfurt; 1926 wechselt er in gleicher Stellung ans Staatstheater Wiesbaden. Daneben wird er zu Gastinszenierungen eingeladen, u.a. an der Wiener Staatsoper.
Am 23. Dezember 1924 heiratet Schüler Gerda Stassen (1903-1997). Über deren Vater, den Maler Franz Stassen (1869-1949), kommt Schüler bereits 1920 in Kontakt mit dem Richard-Wagner-Verein und der Deutschen Festspiel-Stiftung Bayreuth. Nach der Wiederbelebung der Bayreuther Festspiele in den 1920er Jahren gehört er deren Verwaltungsrat an.

1928 wird Schüler zum Intendanten des Königsberger Opernhauses ernannt. Dort kommt Schüler mit Carl Goerdeler in Kontakt, der zu jener Zeit als zweiter Bürgermeister in Königsberg amtiert, bis er 1930 zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt wird. 1932 übernimmt Schüler dort die Intendanz der städtischen Oper. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten tritt Schüler am 1. Mai 1933 der NSDAP auf Wunsch Goerdelers bei, um die Leipziger Theater „nicht in nazistische Hände fallen zu lassen“. Seit 1936 leitet Schüler die Leipziger Bühnen als Generalintendant. Als enger Vertrauter von Carl Goerdeler, der 1937 als Oberbürgermeister zurücktritt, erlangt er auch Kenntnis von dessen Umsturzplänen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verhaftet, wird Schüler zwar wegen Mangels an Beweisen freigelassen, verliert jedoch seinen Posten als Generalintendant.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird Schüler zunächst rehabilitiert und erneut in das Amt des Leipziger Intendanten berufen. Als eine Direktive des Alliierten Kontrollrats die Beschäftigung von ehemaligen Mitgliedern der NSDAP, die vor 1937 in die Partei eingetreten waren, in leitenden Positionen des öffentlichen Dienstes verbietet, kündigt Schüler sein Dienstverhältnis in Leipzig zum 28. Februar 1945. Nach einer Tätigkeit an der Hochschule für Musik und Theater in Halle und als Oberspielleiter der Oper am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden, wird Schüler am 1. Dezember 1947 zum Intendanten der Städtischen Bühnen Lübeck berufen.

Am 6. März 1951 erfolgt die Wahl zum Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters, wo Schüler am 3. September in sein Amt eingeführt wird. Zu dieser Zeit spielt das Nationaltheater nach der Kriegszerstörung des traditionellen Hauses in B 3 im September 1943 noch in dem ehemaligen Kino Schauburg in K 1 an der Breiten Straße. Neben seiner Tätigkeit als Intendant ist Schüler auch als Regisseur am eigenen Haus tätig. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Planung und Neubau des Nationaltheaters auf dem Goetheplatz, für das 1954 der Grundstein gelegt wird. Anlässlich der Eröffnung des neuen Hauses im Januar 1957 wird Schüler das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Mai 1963 ernennen der Deutsche Bühnenverein und im Juni desselben Jahres das Nationaltheater Schüler zum Ehrenmitglied. Wenige Tage später, am 23. Juni 1963, stirbt er in Mannheim.


1 Der folgende Text beruht auf den biographischen Angaben der „Einleitung in Leben und Werk“ in dem digitalen Findmittel zum im Stadtarchiv Mannheim verwahrten Nachlass von Hans Schüler (StadtA MA, NL Hans Schüler, Zug. 38/1969).

Abbildungen

Die Eltern Wilhelm Hermann Emil Carl Schüler und dessen Ehefrau Johanna Ottilie Gustava geb. Schenke.

Hans Schüler, um 1920 (vermutl. Berlin).

Hans Schüler, um 1930 (vermutl. Königsberg).

Hans Schüler, 1947 (Wiesbaden).

Hans Schüler, 1950 (Lübeck).

Hans Schüler, 1950er Jahre (Mannheim).

Intendant Hans Schüler mit Generalmusikdirektor Herbert Albert, um 1955.

Intendant Hans Schüler (Mitte) mit Bundesaußenminister H. v. Brentano und einem US-Offizier bei der Eröffnung des Nationaltheaters auf dem Goetheplatz mit dem wenige Tage zuvor verliehenen Großen Bundesverdienstkreuz, 12.1.1957.

Hans Schüler und seine Ehefrau Gerda mit dem Bundesverdienstkreuz, 1957.

Das neue Nationaltheater auf dem Goetheplatz, 1957.

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