Otto Siffling
(3. August 1912 – 20. Oktober 1939)
Der deutsche Nationalspieler Otto „Holz“ Siffling stammte aus einer Mannheimer Fußballerfamilie. Seine Brüder Heinrich und Oskar sowie sein Cousin Ludwig Siffling waren in den 1930er Jahren ebenfalls aktive Spieler. Otto Siffling feierte als Mittelfeldstürmer jedoch die größten Fußball-Erfolge in der Familie. Er spielte für den SV Waldhof Mannheim, mit dem er in der Saison 1933/34 bis ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft gelangte. Im Pokal schaffte es Siffling im Laufe seiner Karriere mit seinem Verein sogar zwei Mal ins Halbfinale.
Als einer der ersten Spieler des SV Waldhof wurde er in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Zwischen 1934 und 1938 erzielte er 17 Tore in 31 Spielen. Sein größter Erfolg als Nationalspieler war 1934 die Bronzemedaille bei der WM in Italien, wo Siffling als „Rastelli des Fußballs“ gefeiert wurde. Enrico Rastelli war ein international gefeierter italienischer Jongleur (19. Dezember 1896 – 13. Dezember 1931).
In den Länderspielen 1937 schoss Otto Siffling insgesamt 10 Tore. Er war der Spieler der legendären „Breslau-Elf“, der im Spiel gegen Dänemark am meisten brillierte: Deutschland gewann im schlesischen Breslau 8:0 und Siffling schoss innerhalb von 32 Minuten fünf Tore. Damit belegt er Rang drei der Nationalspieler mit den meisten Toren in einem Spiel.
Sein Spielstil und Einfluss auf den Fußball machten ihn zu einem respektierten Spieler in der Fußballgemeinschaft seiner Zeit. Sepp Herberger bekundete, dass er sich einen, wie den „Holz“ in seinem Kader von 1954 gewünscht hätte. Dem nationalsozialistischen Regime stand Siffling stets distanziert gegenüber.
In den 1930er Jahren konnten Fußballspieler sich nicht allein durch ihren sportlichen Einsatz finanzieren und mussten neben dem Sport noch ihren Lebensunterhalt verdienen. Otto Siffling war gelernter Modellschreiner und arbeitete 1934-1937 als Arbeiter bei der Stadtverwaltung Mannheim. 1937 legte er die Prüfung zum Handelskaufmann ab und war Inhaber eines Tabakwarengeschäfts. Otto Siffling blieb unverheiratet. Bereits im Alter von 27 Jahren starb er an den Folgen einer Rippenfellentzündung, der vermutlich ein schwerwiegendes Lungenleiden vorausging. Beigesetzt wurde er drei Tage nach seinem Tod auf dem Friedhof Käfertal.
Sein Grab existiert heute zwar nicht mehr, doch eine Gedenktafel auf dem Friedhof erinnert an die Mannheimer Fußball-Legende. Heute wahrt insbesondere der Fandachverband PRO Waldhof e. V. das Andenken an Otto Siffling. Am 03. August 2012 wurde die bis dahin „Ostkurve 68“ genannte Tribüne des SV Waldhof-Stadions zu Ehren seines 100. Geburtstags offiziell in „Otto-Siffling-Tribüne“ umbenannt. Darüber hinaus verschönern heute mehrere Otto-Siffling-Graffitis an den verschiedensten Stellen Mannheims Stadtbild.
Quellen:
Doppelpass – SV Waldhof Mannheim Fans gegen Gewalt und Rassismus e. V.:
„Otto Siffling – eine Fußballegende“ Berlin 2012
Jürgen Bitter: „Deutschlands Fußballnationalspieler: Das Lexikon“, Berlin 1997
Richard Kirn, Alex Natan: „Fußball“, Frankurt a. M. 1958
Karl-Heinz Schwarz-Pich: „Otto Siffling, der SV Waldhof und die deutsche Fußballnationalmannschaft im Dritten Reich“, Kassel 1999
Bernd Sautter: Heimspiele Baden-Württemberg. Wahre Fußball-Geschichten, die unter die Grasnarbe gehen, Tübingen 2015


